Trikala: Ein Brief aus dem Gefängnis

Guten Abend, Genossen, aus dem D2 Flügel des geschlossenen Gefängnisses in Trikala.

Der Herbst 2012 erlebte viele Aktionen in diesem speziellen Flügel. Im September unterbrachen wir die Arbeit in unserer Sektion, aber auch in fast allen anderen Gefängnisabteilungen. Es war ein riesiger Protest, an dem sich alle Gefangenen beteiligten, was einen Stillstand in allen Abteilungen (Küchen, Kantinen, Krankenpflege, Reinigung) zur Folge hatte.

Im Oktober entschied sich der Gefängnisleiter, den Freigang eines Gefangenen, der im D1 Flügel festgehalten wird und wünschte, an der Beerdigung seiner Eltern teilzunehmen, nicht zu bewilligen; eine Entscheidung die weitere Spannung entfachte. In den Flügeln D1 und D2 brach sofort ein Aufstand aus. Die kugelsicheren Glasfenster der Kabine des Sicherheitspersonals wurden zestört, was zur Folge hatte, dass der Gefängniswärter im Dienst Angst bekam und davon lief. Daraufhin wurden auch die Computer auseinandergenommen. Aufstandsbekämpfungseinheiten zusammen mit anderen Polizeikräften wurden außerhalb eingesetzt, aber der verantwortliche Aufseher intervenierte und verhinderte ihren Eintritt.

Kurz darauf gaben alle der Staatsanwältin die Schuld, weil sie eine ablehnende Entscheidung getroffen hatte, aber schließlich übernahm ein Gefangener, der auf Lebenszeit im Gefängnis sitzt, die volle Verantwortung für die Ereignisse. So wurde ein Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet und er wurde sogar vor Gericht gestellt, aber ich kenne nicht die genauen Anklagepunkte gegen ihn.

Die Staatsanwältin wurde von einem anderen alten Lebenslänglichen fix und fertig gemacht, dem sie wiederholt den Freigang aus dem Gefängnis verwehrt hatte; aber nach diesem Vorfall verließ er ständig dieses bestimmte Gefängnis. Was uns betrifft zahlten wir den Preis für zwei Wochen in unseren Zellen eingesperrt zu sein, bis neue kugelsichere Scheiben aus Athen geliefert und die Schäden in Höhe von über 20.000 Euro repariert wurden.

Abgesehen davon ist das Essen schrecklich, gibt es kein Heizöl – also keine zentrale Beheizung (und sie geben uns noch nicht mal zusätzliche Decken) – und wir kochen Wasser in Kochtöpfen um zu baden. Soweit es den sozialen Dienst betrifft, gibt es keinen Arbeiter in diesem Bereich, deshalb macht stattdessen ein Psychologe den Job. Ich hoffe, es wird sich am Neujahrstag etwas ändern.

Das ist für den Augenblick alles aus den furchtbaren Löchern der Demokratie.

FREIHEIT FÜR ALLE GEFANGENEN!

Vaggelis K.
D2 Flügel, Gefängnis Trikala

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