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Mexiko: Dritte und letzte Botschaft

Die erste Phase ist beendet, der Krieg geht weiter: Die Rebellion und die Erinnerung unserer Dörfer und unserer Stadtviertel haben gesiegt!

„Nichts hat sich verändert. Wir haben gegen die Verstörtheit dieser Wirklichkeit, dieser Welt, der unsere freien Geister nicht angehören, wenig bewirkt. Wenn sich nichts verändert hat, so vielleicht wegen zu geringen Einsatzes, Muts und Überzeugung. Für viele scheint es ein Spiel zu sein… aber für viele andere ist es ernst und Sache ist, hier: wie weit ist man wirklich bereit zu gehen? Kampf erfordert Einsatz, Hingabe, Disziplin, was für den individuellen wie für den kollektiven Freiheitskampf gleichermassen gilt. Wo schlecht ist, dass Viele diese Praktiken missverstehen und Einsatz mit Langeweile, Hingabe mit Märtyrertum, Disziplin mit Autoritarismus verwechseln. Der Kampf benötigt keine verbitterten Leute, die bereit sind für die Sache zu sterben ohne kämpfend zu leben, ohne leidenschaftlich zu leben… aber er benötigt auch keine vorübergehende Spielereien, Moden, Handlungen ohne Hintergrund. Kampf erfordert Einsatz und Verantwortlichkeit, vor allem individuellen Einsatz. Wir benötigen die Verwirklichung vieler Träume und Utopien, viele Dinge und Realitäten aufzubauen, viele soziale Beziehungen zu verändern, Lust zu lieben, viel Liebe für uns selbst.“
-Células autónomas de revolución inmediata – Praxedis G. Guerrero (Autonome Zellen der unmittelbaren Revolution – P.G.G.)

An die ungezähmte Wut und stürmischen Herzen!

Nun, wir gehen davon aus, dass das was geschehen ist, Teil des anarchistischen Gefüges und der aufständischen Projektualität ist, die als Teil (wohl bekomme der Überfluss) desselben „Projektes“ gedacht war. Und wenn sie auch nur für eine bestimmte Zeit oder „Konjunktur“ Bestand hatte, war es unsererseits doch der ehrlichste mögliche Beitrag, denn wer in diesem Krieg immer verliert, ist das Volk, die Dörfer und die Stadtviertel, aber…, Hass und Wut vermehren sich immerfort und es häufen sich die Vorzeichen einer unaufhörlich anarchistischen Zukunft, allemal konflikthaft, gefährlich gewalttätig und bösartig autonom.

Das ist alles, es ist Krieg, ein erklärter und bestehender Krieg der Positionen zwischen den aus den sozial-ökonomischen und politischen Prozessen Ausgeschlossenen und den Miteinbezogenen, die Teil eines nicht komplexen Ganzen namens Staat und Kapital, namens Institutionen, namens Polizei, namens Bürger und namens Linke sind, dazwischen gibt es nichts, es ist eine Farce. Position beziehen ist genau das, was nötig ist. Entweder bist du auf der Seite des Aufstandes oder du legitimierst den Staat . Du verteidigst was dir gehört oder überlässt es den Unternehmen des nationalen oder internationalen Kapitals damit sie dir Minen, Staudämme usw. aufzwingen. Das ist alles, es gibt nicht mehr als unsere überquellenden Leidenschaften, unsere planmässigen Chimären zum Konkreten, unsere informal koordinierten Affinitäten, unseren Aufstand, der mit der Zeit reift, bis zur Vermeidung von allem Unnötigen und von einer, unsererseits, bloss bildhaften Vorstellung der Ablehnung des Bestehenden und der alltäglichen Praxis der voranschreitenden Utopien.

Aber es überstieg, es übertraf die Erwartungen, in einigen Landschaften war es generalisiert, in anderen war es nur in einigen strategischen Orten. Wir hörten sie hier und wir hörten sie dort, „Boykott, Boykott, Wahlboykott“! Widerspenstige Töne aus Territorien mit Freiheitsdrang. Wir waren da, wir waren präsent, in jedem Marsch und Brand, in jeder Sabotage und Explosion, auf jeder Barrikade, bei allen Verbrennungen von Wahlurnen, in der Zerstörung ihrer Module, in jedem Angriff auf die Verteidiger des Bestehenden (Polizei, Militär, Linkslastige und Bürger), WIR WAREN DA! WIR WAREN PRÄSENT! In jedem Dorf, in jedem Stadtteil, in jeder Siedlung, wir konnten dort bleiben, uns verbreiten, uns spüren, berühren, erheben, verteidigen; wir sind die Rebellion, unser Name ist Entrüstung, WIR SIND DIE AKTION…

Analyse und Debatte erarbeiten: befreite Gebiete, überquellende Köpfe, in einem Leben voller Projekte, ohne politischen Parteien, selbstbestimmt, in der Vollversammlung, in der Gemeinschaft, selbstorganisiert.

Aber wieso?

Es ist notwendig, unser tägliches, individuelles und kollektives Handeln neu zu entwerfen, das komplexe ganze zu begreifen, in das wir verwickelt sind, denn es geht nicht darum zu verstehen, ob es nun Konjunkturen der Macht sind oder nicht. Denn es geht nicht nur darum zu begreifen, dass alle Monate schwarz sein müssen, wo Letzteres nicht diskutabel ist, sondern darum: was kommt danach?

Die Notwendigkeit, neue Methoden, Taktiken und Strategien zum aufständischen Handeln im sozialen Krieg auszuarbeiten ist das Problem, in dem wir uns ewig verstrickt sehen, „Die einzige Form, den Kampf für wahre Selbstbestimmung und Freiheit zu internationalisieren, ist die verschiedenen lokalen Situationen zu kennen. Die Universalisierung des Kampfes verläuft von Unten, von der Summe der unterschiedlichen Anspannungen und nicht von Oben, in der Meinung man wisse alles, man habe alle Rezepte, oder noch schlimmer, im Drang „Programme“ vorzugeben „damit die anderen handeln“. Es ist simpel und es ist komplex, in Mexiko verläuft der Krieg gegen den Staat, gegen das Kapital, gegen die Politik des Rohstoff-Förderwahns mit ihrer Vernichtung der Gemeinschaften und der wilden Natur. Wir wissen es nur zu gut! Dass die Banken, die Supermärkte, die Institutionen des Staates Teil des Problems sind und es steht ausser Diskussion, dass sie durch unser Benzin brennen und unseren Sprengstoff in die Luft fliegen müssen. Aber es gibt auch das andere, die Fabriken von Monsanto, die Einrichtungen des mexikanischen Unternehmens, die für die Vergiftung von Menschen und Flüssen und für den Krieg um Land in Peru verantwortlich sind. Es gibt auch das andere, vm Plan Puebla Panamá, dem corredor transismico – trans-Isthmus Korridor – oder wie zum Teufel sie es jetzt nennen, bis zum Proyecto Integral Morelos (Morelos Integral Projekt), bis zur IIRSA (Iniciativa para la Integración de la Infraestructura Regional y Sudamericana – Initiative zur Integration der regionalen Infrastruktur und Südamerika). Das muss man verstehen: es ist immer derselbe Feind und man muss auch verstehen, dass dieser Feind viele Gesichter hat, einige wohlwollender, aber es ist immer derselbe Feind. Wie die NGOs, die zivilen Vereinigungen, die alles andere als helfen. Im Gegenteil, sie legitimieren und stärken den Staat, doch der wird bekämpft und nicht angebettelt!

Es ist nicht zufällig, dass die stärksten Angriffe im Süden stattfanden, wo die Normalität der Macht vom Innersten der verschiedenen Widerstände her herausgefordert wird, in Staaten, wo es der sozialen Gärung gelingt, den Aufstand und die Konfrontation auf Territorien auszuweiten, wo Konzessionen für Megaprojekte erteilt wurden, die mit der Militarisierung, Paramilitarisierung und den weissen Garden einhergehen… Noch konnte nicht das Ganze verhindert werden.

Die lokalen Situationen kennen, die Gemeinde- und Stadtteilversammlungen stärken, geopolitisch sprechen, wo es die Möglichkeit zur Konstruktion und zur Dekonstruktion noch gibt; Zerstörung der für Gemeinschaften parasitären Zentren und Städte, wo es keinen Raum gibt um etwas aufzubauen, wo uns nichts als die totale Zerstörung bleibt. „Wir, die wir keine IntrigantInnen sind und keinen Rückschlag wollen, der aber unmöglich ist, gehören genauso wenig zur Religion des Fortschritts wie zur Religion zur Wissenschaft. Wir wissen, dass unterschiedliche Beziehungen möglich, notwendig und wünschenswert sind. Wir führen unseren Kampf in selbstorganisierten und antiautoritären Formen“. Dafür, und davon ausgehend, praktizieren wir unseren Kampf. Dafür beabsichtigen wir den Sturz einer Welt, die das Leben negiert. Es ist notwendig, den Ort wo wir leben und die Form ihn zu bewohnen grundlegend zu verändern, da schreiten wir voran, ohne jede Absicht anzuhalten.

Das ist unserer Projektualität, unsere Sehnsucht nach Aufbau, denn wir wurden nie müde, die alte Losung des alten und klassischen Anarchisten zu wiederholen, denn „unsere Leidenschaft für die Zerstörung ist und bleibt eine kreative Leidenschaft“. Und weil wir als AnarchistInnen, Libertäre, Antiautoritäre und FeindInnen jeglicher Macht, „auch wenn sie sich Volksmacht nennt“, fortfahren an die Soziale Revolution zu glauben, denn das ist der Weg. Für diese Revolution werden wir nie ruhen, sondern zur Pistole, zur Bombe und zum Benzin greifen, bis wir sterben.

Was geschehen ist:
Schadensaufzählung und Chronologie der Aktionen des Schwarzen Juni und des Wahlboykotts:
– 27. März: Sprengstoff- und Brandangriff auf die Einrichtungen des Nationalen Wahlinstituts- INE- in Puebla

– 9. April: Eine Gruppe von ungefähr 20 Unbeugsamen errichteten brennende Barrikaden in der Hochschule der Wissenschaften Atzcapozalco Federal District, legte Decken und Reifen auf die Strasse und zündete sie an

– 30. April: Eine Gruppe von ungefähr 20 Genossen errichtet in der Fakultät der Höheren Studien Acatlán, Bundesstaatlichen Bezirks, eine Barrikade und setzt sich ungefähr 20 Minuten lang mit

– 1. Mai: Eine Gruppe von 50 AnarchistInnen setzt das Büro der Partido Revolucionario Institucional ( Institutionellen Revolutionären Partei) in Oaxaca in Solidarität mit den gefangenen und dem schwarzen Juni in Brand. – 21. Mai: Eine Gruppe von ungefähr 20 Genossen errichtet Barrikaden in der Hochschule der Wissenschaften Vallejo Campus, Federal District und setzt sich ungefähr 10 Minuten mit der Polizei auseinander //es-contrainfo.espiv.net/2015/05/23/mexico-d-f-barricada-frente-al-cch-vallejo-en-solidaridad-con-los-presos-y-por-un-junio-negro/

– 21. Mai: Unbekannte detonieren in Tamaulipas Sprengkörper in den Einrichtungen des Nationalen Wahlinstitut und den Büros der Bundespolizei.

– 22. Mai: GenossInnen bringen Parolen zu Ehren des im Kampf gefallenen Kriegers Mauricio Morales Duarte und für den schwarzen Juni an.

– 1. Juni: Koordiniert detonieren AnarchistInnen 3 Spreng- und Brandkörper in der Stadt Puebla, auf dem Gelände des Nationalen Wahlinstitut, das Ministerium für Wirtschaft und U-Bahn-Haltestelle “Universität”.

– 1. Juni: Anarchisten setzen das Sekretariat für soziale Entwicklung in Xalapa Veracruz in Brand. Sie hinterlassen die Parole “Nieder mit der kapitalistischen Entwicklung, schwarzer Juni”

– 1. Juni: Eine Gruppe von mehr als 30 Vermummten setzt am helllichten Tag Büros des Nationalen Wahlinstituts in Xalapa Veracruz in Brand

– 3. Juni: Eine Gruppe von 20 Libertären errichtet in Solidarität mit den Gefangenen und für den Schwarzen Juni Barrikaden an der Kreuzung der City University in der Innenstadt von Oaxaca, es werden Fahrzeuge von multinationalen Unternehmen enteignet und eine Filiale der Bank Serfin angegriffen.

– 6. Juni Eine Gruppe von GenossInnen detonieren in Solidarität mit den gefangenen und für den Schwarzen Juni Sprengkörper in der Abteilung für Landwirtschaft ländliche und städtische Entwicklung

– 7. Juni:
Chiapas
– in Tuxtla Gutiérrez, Tapachula und San Cristóbal de las Casas wurden die staatliche INE- Stellen angegriffen. Als Teil der Aktionen wurden auch Tankstellen eingenommen und Benzin verschenkt.

Oaxaca
– Eine Gruppe von 50 AnarchistInnen enterte Autobusse und verbrannt gemeinsam mit dem erbosten Volk der Stadt Oaxaca Urnen und Wahlkisten.

Der Boykott und der Kampf verschärfen sich, der Konflikt wird sichtbar und verschiedenen Dörfer, Siedlungen und Stadtviertel setzen sich direkt mit Polizei und den Militärs auseinander:

– Huajuapam de Leon; in einer mehr als 6 Stunden dauernden Auseinandersetzung gelingt es dem Volk, die Gendarmerie und die Staatspolizei zu verjagen, der Boykott wird effektiv.

– Huautla de Jiménez: Einheimische errichten Barrikaden auf mehr als einem Kilometer, mit dem Ruf „Wir sind die Kinder von Flors Magón!“ und „Es lebe die Autonomie!“. Sie verwehren der Polizei und den Militärs den Zugang. Wahlboykott durchgesetzt.

– Teotitlan de Flores Magón: die Leute errichten Barrikaden und es gelingt ihnen die Polizei und Militärs zu verjagen, Boykott durchgesetzt.

– Pinotepa nacional: Die Leute verbrennen Urnen und Stimmzettel. Boykott durchgesetzt.

– Juchitan de Zaragoza: Das Volk verbrennt die Stimmzettel und Urnen, die Volkssiedlungen schiessen auf die Gendarmerie, die Staatspolizei und die Militärs. Der Boykott wird durchgesetzt, die Polizei durchkämmt Häuser und verhaftet mehr als 10 Menschen.

– Alvaro Obregón: Leute aus dem Volk errichten mit libertären GenossInnen zusammen Barrikaden auf Zufahrten und verhindern den Durchgang der Wahlkisten und setzten sich mit Paramilitärs auseinander. Saldo, 8 Verletzte durch Schüsse, 2 davon schwer.

– Tixtla: Die Einheimischen setzen sich in einer mehr als 3 Stunden dauernden Auseinandersetzung der Staatspolizei entgegen, der Boykott wird durchgesetzt.

– Tlapa de Comonfort: Die BewohnerInnen setzen sich fast den ganzen Tag mit der Polizei auseinander, in der Nacht dringt die Bundespolizei ins Dorf ein wo sie den jungen Kämpfer Antonio Vivar, der in eine Kirche geflüchtet war, mit zwei Kugeln erschiessen.

– Chilpancingo: BewohnerInnen versuchen, als Wahlboykottversuch, die Propaganda der Parteien zu verhindern.

Wir haben am 7. Juni mehr als 50 Aufstandsherde als Teil des Wahlboykotts gezählt, wo Gemeinschaften, Stadtteile und Siedlungen, vor allem in den Staaten Oaxaca, Chiapas, Guerrero und Veracruz es wagten, den Staat, der mit der Polizei, dem Militär und den Paramilitärs seine stärksten Muskeln spielen liess, herauszufordern.

Folgen der kleinen aufständischen Periode:

In einer koordinierten Aktion der Bastarde und Mörder in den Staaten Puebla und Veracruz frühmorgens am 5. Juni werden in Puebla fünf Jugendliche gefangen genommen um sie der Sprengstoffattentate anzuklagen.
In Txalapa werden 8 Jugendliche von einem paramilitärischen Kommando in Kollaboration mit der Staatspolizei und zivilen Kräften verprügelt und gefoltert.

In Tlapa de Comonfort stirbt Antonio Vivar Diaz mit zwei Kugeln der Bundespolizei im Körper.

Nun wird Schweigen Mittäterschaft sein, die erste Phase ging zu Ende, sicher ist, dass „Es Kämpfe gibt, von welchen die Macht nichts anderes als die erreichten Resultate kennen soll“, so drückte es der alte Bonanno aus und seine Leitlinien übernehmen wir.

Es ist der Anfang von etwas Neuem, das von der Möglichkeit ausgeht, neue horizontale Beziehungsformen aufzubauen, etwas Neues zu schaffen, das weit über uns selbst hinaus geht, etwas Zuverlässiges, das von der Koordinierung in der Zielsetzung ausgeht und womit wir uns, trotz der unterschiedlichen Tendenzen in der Szene, im anarchistischen, gemeinschaftlichen und kollektiven Aufstand Richtung permanente Konfliktualiätt artikulieren können.

Dafür und noch mehr:
Auf das alle Monate schwarz seien!
Tod dem Staat und ein langes, langes Leben der Anarchie!
Von dem Territorium des José Luis Tlehuatlie31. August
Aus dem vom mexikanischen Staat verwalteten Gebiet

Griechenland: Chronik der letzten Angriffe auf MigrantInnen und einige erste Gedanken zu den jüngsten Ereignissen in Patras

23. Januar 2012

Die alte Fabrik von Peiraiki-Patraiki (früher größter Textilproduzent Griechenlands) ist ein riesiges Gelände verlassener Gebäude direkt gegenüber vom letzten Eingang/Ausgang des neuen Hafens von Patras. In den letzten paar Monaten siedelten sich auf diesem Gelände ein paar hundert MigrantInnen aus Afghanistan, dem Sudan und aus weiteren Ländern, wie Algerien, Somalia und Marokko an. Es sind prekäre “Behausungen” für Menschen, die tagtäglich nach einem Weg suchen, Griechenland über den Hafen zu verlassen, um ein neues Leben zu beginnen.

Es ist nicht nur ein tagtäglicher Traum und eine tägliche Sehnsucht, dieses Land zu verlassen sondern ein konstanter Kampf ums Überleben; ein täglicher Kampf, mit allem, was er nach sich zieht. LKWs überfahren ImmigrantInnen und töten sie, ImmigrantInnen suchen Zuflucht auf den LKWs und sterben, oder sterben sogar vor Kälte; sie sind den Elementen ausgesetzt und erfrieren zu Tode. Daneben gibt es auch immer noch die Polizei, die sie schlägt, foltert und erniedrigt.

In den letzten 20 Tagen während der Weihnachtsferien standen wir, nach den sich wiederholenden Vorfällen, die die Bedingungen der Misere und Barbarei, denen ihr Leben in Patras, als eine Grenze, als eine Passage für ihren Eintritt nach Europa, unterliegt, an der Seite der MigrantInnen. Im Klartext:

20. Dezember 2011

Ein 27-jähriger Afghane erlitt schwere Kopfverletzungen, nachdem die Bullen ihn in Rio (einem Teil der Stadt Patras) jagten, und er in seinen Bemühungen ihnen auszuweichen, aus dem zweiten Stock eines Gebäudes auf einer Baustelle sprang. Trotzdem diese Bullen ihn fallen sahen, ließen sie den 27-jährigen dort verletzt liegen. Nach einer Weile riefen einige AnwohnerInnen einen Krankenwagen. Im Krankenhaus verweigerten ihm die ÄrztInnen die medizinische Versorgung (weil er keine Papiere besaß). Als sie feststellten, dass er Hirnblutungen hatte, operierten sie ihn dann. Nach der Operation wurde er für 15 Tage ruhig gestellt. Jetzt liegt er in der Neurologischen Klinik des Hauptkrankenhauses von Patras, sein Zustand ist stabil.

Patras, 23.12.201123. Dezember 2011

Aus Protest gegen den Vorfall mit dem 27-jährigen und ihre allgemeinen Lebensbedingungen, veranstalteten MigrantInnen, die in Peiraiki-Patraiki wohnen, mit Unterstützung solidarischer Leute, eine Demonstration ins Stadtzentrum und zurück.

27. Dezember 2011

Zwei jugendliche afghanische MigrantInnen, die am Tag zuvor verschwunden waren, kehrten mit Kopf- und Beinverletzungen in die alte heruntergekommene Fabrik zurück, nachdem sie von der Küstenwache im neuen Hafen ernsthaft verprügelt wurden.

3. Januar 2012

Drei MigrantInnen (im Alter zwischen 15 und 19), die gerade erst in Peiraiki-Patraiki angekommen waren und keine Unterkunft finden konnten, fanden im Fahrhaus eines alten LKW, innerhalb der Fabrik Unterschlupf. Sie machten ein kleines Feuer in einer Metallbox, um sich warm zu halten, wurden aber in dem Fahrzeug eingeschlossen. Das führte dazu, dass einer von ihnen an Sauerstoffmangel starb und die anderen beiden mit schweren Gesundheitsproblemen ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Die örtlichen Medien verzerrten diesen Vorfall total und berichteten, dass der Migrant im Bereich des Hafens, in einem LKW, dessen Reiseziel Italien war, tot aufgefunden wurde.

4. Januar 2012

Am Tag, nachdem der Migrant in dem LKW verstarb, betraten in der Morgendämmerung über zehn Wichser von der DIAS (Motorradbulleneinheit) die Fabrik. Sie weckten, diejenigen, die dort schliefen mit Tritten, fingen an ihre Papiere zu zerreißen und zu verbrennen, stahlen ihr Geld und ihre Handys, beschimpften und erniedrigten sie. Continue reading Griechenland: Chronik der letzten Angriffe auf MigrantInnen und einige erste Gedanken zu den jüngsten Ereignissen in Patras